Mongolei

km 12505 Mongolei Rundtrip Part3: Karakorum & little Nadaam

Wir zwängen unsere von den harten Betten der Jurte geschundenen Körper morgens erneut in den Minibus. Weiter geht’s wenigstens so halbwegs ausgeschlafen über die holprigen Feldwege zu Klosterruinen an einem kleinen Flüsschen. Der Fluss fließt Richtung Gobi und wird dort in ein paar Kilometern versickert sein.
Obwohl wir ja erst „soooo“ spät losgefahren sind, sind wir bereits um 2 am frühen nachmittag erneut am Ziel. Die Ruinen können uns nicht so wirklich begeistern, vielmehr fragen wir uns erneut, warum wir unbedingt so früh los mussten. Immerhin haben bei der Hitze nun mal Gelegenheit, in den Fluss zu springen und unsere erhitzten Gemüter abzukühlen. So viel Wasser um sich rum zu haben ist nach dem Ausflug in die Wüste auch wieder etwas Besonderes. Man lernt dort schnell den Wert von Wasser neu kennen.


Aber wir sind dennoch genervt von der Touri-Masche – oder was auch immer das soll, als ob es so und nicht anders sein muss: „ganz früh aufstehen, zack zur tollen sehenswürdigkeit, touris rauswerfen – ‚da macht mal fotos‘, einladen und dann früh in der unterkunft sein“ – so kommts uns teilweise vor.
Vielleicht ist es auch die lange Fahrerei, die Strassen und die Hitze, die einem an die Nerven gehen, zumal die Rumpelei schon langsam den armen Rücken einiges an Schmerzen zufügt. Unser Bedürfnis wächst, mal einen Ruhetag einzulegen.
Wir setzen uns durch und fahren erst spät am nächsten Tag nach Karakorum, der alten mongolischen Hauptstadt zu Zeiten Dschingis Khans am Fuss des Changai Gebirges. Eigentlich wäre die Übernachtung im Zelt geplant, aber es regnet nicht nur auf dem Hinweg, sondern es ist ab abends richtig kalt. Ich packe hier sogar meine Daunenjacke aus, die ich mir in Ulan Bator noch schnell gekauft hatte, da es abends vielleicht noch 8°C hat. Obwohl wir nur etwa 180km von der Gobi Wüste entfernt sind, hat sich die Tageshöchsttemperatur von 35°C auf kühle 17°C abgekühlt. Wir freuen uns über einen gemütlichen Holzofen im Camp, in das wir uns spontan einmieten.

Die Preise für die Übernachtung in solchen Camps ist allerdings schon heftig, zwischen $30 und 45$ zahlen wir in den nächsten Tagen – und zwar pro Person für eine Übernachtung. Wenigstens ist das Essen dann schon dabei. Da sind einige 4-Sterne Hotels günstiger. Aber mangels Auswahl bleibt uns wohl nicht viel übrig außer frieren oder zahlen. Wir entscheiden uns für Zweiteres und genießen das knacksende Feuer in unserem neuen Heim. Erneut müssen wir die Planung umstellen, denn hier ist der richtige Ort um einen Ruhetag einzulegen. Etwas murrend nehmen unsere Begleiter unsere Wünsche für eine weitere Nacht hin. Wir merken, dass uns das ständige Beisein von zwei doch mehr oder weniger fremden Menschen zunehmend auf den Geist geht. Der Ruhetag ist jedenfalls das beste, was wir machen konnten, denn abends fängt es noch übel an zu regnen. Dicke Tropfen prasseln auf das Jurtendach und die Jungs, die Nachschub für das Feuerholz von Jurte zu Jurte bringen, werden bis auf die Socken nass. Es regnet die ganze Nacht und auch am nächsten Tag sind die umliegenden Hügel noch in dicken Wolken verhangen. Als es zwischendrin aufklart, wird uns ein kompletter, riesiger Regenbogen präsentiert..

Zufällig spielt abends im Haupthaus des Camps eine mongolische Band urtümliche mongolische Folklore. Es ist tatsächlich nicht nur guter Sound, sondern ein echtes Erlebnis ihnen zuzuhören. Die Mongolen haben als Spezialität in ihrer Musik das Kehlensingen, was sich bei den Frauen dann ziemlich schrill klingt, bei den Männern schon fast wie ein Didgeridoo.

Ich fahre trotz Regen zur Ruinenstätte. Ein riesiges quadratisches Gelände wird hier von 108 Stupas eingezäunt, in dem noch die Überreste der alten Hauptstadt zu finden sind. Einige grosse goldene Bhuddas, alte Bilder und andere Sehenswürdigkeiten sind in einigen chinesisch-mongolischen Häusern aufbewahrt.

Die restliche Zeit verbringen wir in der Jurte, denn uns ist zu Ohren gekommen, dass man sich 72h ohne Visum in Peking aufhalten darf. Da wir unser Weiterflug nach Indien ohnehin über Peking geht, wird uns der Gedanke immer symphatischer, den Mongolei Trip um diese 3 Tage zu kürzen um eben noch Peking angucken zu können. Kurzerhand werfen wir einen die geplanten 3 Tage am Khuvsgul See raus aus der Planung. Immerhin waren wir ja schon genügend lang am Baikalsee – und noch mehr Kälte an grossen Seen kann uns im Moment gestohlen bleiben. Ein paar Stunden später ist unser Flug umgebucht und unser Entschluss steht, Peking – wir kommen.

Wir fahren nach unseren Erholungstag weiter zum Olkhon Wasserfall. Im Gegensatz zur Wettervorhersage ist es sonnig. Immer wenn man in der Mongolei denkt, man hat schon die schlimmste „Strasse“ gesehen, wird man nochmal eines besseren belehrt.

Zur Abwechslung sehen wir aber mal wieder Bäume und der Weg ist übersäht von rauen Vulkanfelsen, die unser Fahrer immer wieder geschickt ausweichen muss. Durch den Regen der letzten Tage müssen wir unsere ersten kleinen Flüsschen durchqueren. Allrad ist Pflicht und manchmal muss sogar die Differentialsperre zum Einsatz kommen, um im morastigen Boden nicht stecken zu bleiben. In der Gobi Wüste haben wir den Wert von Wasser neu erlernt, umso schöner ist es, einen sprudelnden Bach entlang unseres Weges rauschen zu hören.

Zufällig kommen wir an einem der kleinen Nadaam Feste vorbei. Diese werden im ganzen Land in den Wochen vor und nach dem grossen Nadaam Festival in Ulan Bator ausgetragen. Ausser uns gibt es keine weiteren Ausländer oder Touristen am Festival, daher sind wir fasziniert von der Authentizität aller anwesenden Ringer, Reiter und Zuschauer. Es ist ein tolles Gefühl, dem beiwohnen zu dürfen.


Unser Fahrer Denska kennt wie immer Hinz und Kunz und nimmt uns mit in eine der Familienjurten. Neugierig betreten wir deren Heim, in dem bereits sicher 12 Mongolen aller Altersklassen in ihren festlichen Roben sitzen. Sie scheinen nicht überrascht, dass wir auf einmal in ihrem Zuhause auftauchen, bereitwillig wird uns von der Obermama ein Platz auf dem sonst als Bett benutzten Gestell zugewiesen.

Nacheinander werden uns – ebenfalls wie selbstverständlich – verschiedene Spezialitäten des Hauses gereicht. Anfänglich ein grosser Teller voller Schafskäseecken. Der Geschmack ist wieder der typische, leicht saure und für unsere Verhältnisse eher abstossende Geschmack nach vergorener Milch. Wir probieren dennoch, den ein gänzliches Ablehnen würde wohl als Beleidigung interpretiert. Anschliessend wird uns eine grosse Salatschüssel vor die Füsse gestellt, diese ist gefüllt mit Fleisch und nach Blutwurst aussehenden Würsten. Lecker sieht zwar anders aus, aber Denska schneidet uns wenigstens was vom besten Stück ab. Nun gibts eh nur noch Augen zu und durch – und hoffen, dass unsere Mägen das vertragen..

Das eher zähe und trotzdem sehr fettige Hammelfleisch hat wieder den typischen mongolischen Einheitsgeschmack. Gewürze sind wohl nicht so angesagt in der mongolischen Küche. Die Degustierung wird mit einem Kraut- und Kartoffelsalat und natürlich dem obligatorischen Arag, der vergorenen Stutenmilch aus der blauen 50l Tonne, beendet. Wir nippen, würgen das letzte Stück Fleisch runter, bedanken uns artig und sind froh um die Erfahrung – und dass wir nicht noch mehr der Köstlichkeiten probieren mussten.

Am nachmittag treffen noch die Reiter von ihrem Rennen ein. Dazu entfernen sie sich erst ca. 25km von Festival, um dann im Wettrennen zurückzureiten. Lustigerweise ist am Ende das Pferd der Held und nicht der Reiter. Die Reiter sind vielleicht deshalb teilweise vielleicht gerade mal 7 oder 8 Jahre alt und die meisten reiten ohne Sattel (und natürlich ohne Helm) in vollem Galopp ins Ziel. Manchmal kommt auch nur das Pferd ins Ziel, der Reiter ist wohl unterwegs verloren gegangen. Das kleine Nadaam Festival war jedenfalls um einiges eindrücklicher als das grosse in Ulan Bator.

Glücklich um diese Erfahrung fahren wir in den abendstunden weiter zum Olkhon Wasserfall. Wir checken erneut im Camp ein, denn die 8° sind uns auch hier zu kalt. Nach nem leckeren Jasmin-Kartoffel-Karotten-Eintopf schlummern wir vor unserem knacksenden Holzfeuer in unserer Honeymoon Jurte mit Doppelbett und Herzchenbettwäsche friedlich ein.

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