Km 25663 Indonesien, Sumatra, Tuktuk am Toba Lake
Unser erstes Ziel auf Sumatra ist der größte Kratersee der Erde. Der Lake Toba ist etwa drei mal so groß ist wie der Bodensee und in dessen Mitte ist eine grüne, hügelige Halbinsel namens Samosir. Dort wollen wir in das kleine Dorf „Tuk Tuk“, was mit wenig Verkehr und viel Natur eine Oase der Erholung ist (oder sein soll?!).
Nach Kuala Lumpur steuern wir also den Flughafen Medan im Nordosten der Insel an. Da wir ohne Stop in der City direkt an den See wollen, kommt uns der Typ am Flughafen gerade recht, der uns gleich beim Ausgang aus dem Securitybereich zwei Plätze in einem der privaten Minibussen anbietet.
Im Vorfeld haben wir im Internet gelesen, dass die Fahrt ca. 140.000 indonesische Rupien kostet, also sind wir mit seinem Preis von 120.000 (ca. 8€) gleich einverstanden. Froh, wie easy das alles wieder mal geklappt hat, freuen wir uns zusätzlich, dass wir bequemerweise die ganze Rückbank für uns haben.
Die Strassen sind schlecht, wir stehen hin und wieder im Stau und so hat die letzte Fähre nach Tuk Tuk den Hafen bereits verlassen. Da es schon spät ist, checken wir nach Besichtigung von einigen anderen schrottigen Hotels mit katastrophalen Matratzen letztendlich in einem eigentlich viel zu teuren Hotel ein.
Irgendwie haben wir das Glück, immer zu lokalen Festivitäten zu stoßen, denn gegenüber vom Hotel spielt eine Band auf einer großen Bühne und ein paar hundert Indonesier hören gespannt zu. Nun reut uns im Nachhinein aber unsere Entscheidung, in das Hotel eingecheckt zu haben. Zum einen wegen dem hohen Preis, zum anderen weil es ohnehin viel zu laut ist und das Fenster unseres Zimmers auch noch in Richtung Bühne zeigt. Ohne Gepäck machen wir uns also nochmal auf und gucken nach dem Schlendern über das Fest ein viel günstigeres Guesthouse um die Ecke an, weiter weg von der lauten Musik. Uns ist klar, wir müssen aus dem anderen raus. Also zurück und Zeug schnell wieder einpacken. Die Rezeptionstante hat glücklicherweise trotz knirschenden Zähnen – aber allein aufgrund des Geräuschpegels – scheinbares Verständnis und lässt uns gehen. Nicht einmal ein Drittel zahlen wir in der neuen Bleibe und sind happy auf unserer großen Dachterasse, ohne Nachbarn und mit nun erträglichem Soundpegel.
Bevor wir am nächsten Morgen zur Fähre schlendern, besuchen wir noch den Samstags-Markt, bei dem die vielen Marktfrauen ihre Stände auf dem Platz direkt vor dem Hafen aufgeschlagen haben.
Im Gegensatz zu den indischen Märkten ist das nochmal ne Nummer krasser. In unheimlich engen Gängen werden hier alle möglichen Güter verhökert: viel Plastikkleinkram, Obst, Gemüse aber auch lebende Hühner, die vor den Augen der Kunden geschlachtet und mit einer motorgetriebenen Trommel komplett sauber gerupft werden. Nebenan verkaufen die Frauen auf dem Boden sitzend ihre Fische (natürlich ungekühlt) und nur wenige Zentimeter von den schlammigen Gängen entfernt.
Obwohl das irgendwie unserem Hygieneverständnis widerspricht, sind die Fische aber sehr wahrscheinlich dennoch frischer, als bei uns im Supermarkt. Wir packen noch ein paar Mangos, Papayas, leckere Kokoshoschis und nen megafetten Pancake (für ca. 35 Cent) ein und schippern mit dem superbilligen Boot für gerade mal 70 Cent in den kleinen Ort Tuk Tuk.
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Es ist bereits Ende September und damit der Beginn der Regenzeit. Deshalb sind wir nun auch in Indonesien in der Nebensaison und finden so ganz easy überall freie Zimmer. Auf dem Boot fragt uns eine der netten indonesischen Mamas, wo wir denn hinwollen und bietet uns später ihren Roller zur Miete an. Wir lassen unser Gepäck in ihrer Obhut und machen uns auf, eine schöne Unterkunft für die nächsten Tage zu suchen. So richtig begeistern kann uns anfänglich aber kaum etwas. Entweder es riecht nach Schimmel, die Matratzen sind nur noch ein Haufen Stahlfedern oder es lärmt eine der vielen Offseason-Baustellen nebenan.
Schließlich landen wir im Raggae Guesthouse, was uns am Nordende Tuk Tuks ein einfaches Zimmer für gerade mal sechs Euro pro Nacht direkt am See bietet. Es sieht auf den ersten Blick ruhig aus und die Matratze ist neu und bequem. Wir fragen die deutschen Nachbarn im Batak Haus nebenan, ob es hier eine Baustelle oder sonst irgendwas Nerviges in der Nähe gibt. Aber sie versichern uns, dass es hier super idyllisch und ruhig und schön ist..
Wir sinken abends glücklich und erschöpft in die Betten und freuen uns auf ein paar easy gechillte, ruhige Tage. Am nächsten Morgen werden wir dann aber morgens um halb acht von ohrenbetäubendem Lärm geweckt. Denn im Minutentakt fahren vielleicht gerade mal zehn Meter vor unserer Terrasse die Jetskis und Banana-Boats vorbei. Im Internet hatte ich irgendwo überflogen, dass sie leider den „Fehler des Wassersports“ begangen haben. Nun wissen wir schmerzlich, was damit gemeint ist.. Zu allem Überfluß sind wir genau an einer Biegung, so dass die Penner in einer knappen Kurve nur wenige Meter vor unserer Terasse vorbei preschen, hinten kehren und nur eine halbe Minute später wieder mit Vollgas zurückfahren. Schwimmen ist so ohne leicht suizidaler Ader kaum möglich. Unsere pauschaltouristisch aussehenden Nachbarn scheint der Lärm aber kaum zu stören, denn sie sitzen idyllisch auf der Terasse – als ob es die Störenfriede nicht gäbe. Also entweder sind wir durch den ganzen Krach der bisherigen Reise langsam leicht überempfindlich oder manche Leute sind einfach Lärmimmun. Wir haben jedenfalls statt nettem Winken nur noch Stinkefinger für die ach so lustigen Wasser-“sportler“ übrig.
Nachdem wir ja noch einige Tage bleiben wollen, schwingen wir uns auf den Roller und gucken uns bei unserem Ausflug zur Nordspitze noch ein paar weitere Unterkünfte an. Aber da ja Sonntag ist, besteht zumindest eine kleine Chance, dass es sich nur um den Wochenendterror gehandelt hat und es sich ab Montag bessert.
Direkt hinter der Küstenlinie beginnt ein steiler, dicht bewaldeter Hügel. Wir fahren an Wasserbüffeln, grünen Hügeln und an den für die Gegend berühmten Batak Häusern mit ihren spitzen, überhängenden Dächern vorbei. Das Wasser ist smaragdgrün, fischreich und im Gegensatz zum eher dunstigen Wetter ziemlich klar. Trotz des unbeständigen Wetters macht es tierisch Spass, mit dem Roller die schöne Küstenstrasse entlang zu fahren. Die Menschen am Strassenrand sind superfreundlich, winken und lächeln uns an jeder Ecke zu. Vor allem die Kids schreien uns immer wieder ein rührendes „Hiiiiiiiii….“ hinterher.
Abends werden wir von unglaublichen Sonnenuntergängen verwöhnt, die rote Kugel verschwindet hinter den sanft abfallenden Hügeln in einem roten Flammenmeer.
In ein paar Tagen wollen wir weiter im Norden Sumatras ein mehrtägiges Dschungel Trekking machen, aber die Ayurveda Kur hat uns leider dermaßen schlapp gemacht, dass wir nun hier am See erstmal ein Sportprogramm durchziehen werden. Das Ziel ist ein halbwegs ausreichendes Fitnesslevel, um bei der Hitze im Dschungel nicht bereits am ersten Tag schlapp zu machen. So beginnt unser Tag mit Rückentraining gefolgt von einer Power Pilates oder Yoga Session, dann ne Runde im See schwimmen und manchmal noch Intensivtraining am Slingtrainer.
Glücklicherweise hat sich – wie erhofft – der Jet Ski Terror so halbwegs aufs Wochenende beschränkt, so dass wir nicht erneut umziehen müssen. Die Tage ziehen mit unserem Sportprogramm, Rollerausflügen, dem Aussortieren der Indien Fotos und dem Besuch von Jenny’s und einigen der vielen anderen Restaurants Tuk Tuks nur so an uns vorbei. Lake Toba ist – wenn man sich die richtige Ecke ohne Jetskis aussucht – ein absolutes Juwel in Sumatra und unbedingt eine Empfehlung wert.
Eines morgens werden wir leider dazu gezwungen, zu Gecko Mördern zu werden. Dummerweise hat sich einer der kleinen, süssen Insektenkiller ausgerechnet den Türrahmen als Versteck ausgesucht. Als wir ihn finden, liegt er bereits im Todeskampf, verursacht durch eine lange Bauchquetschung. Um sein Leiden zu beenden, entscheiden wir uns nach einer eher erfolglosen Genickbruch-Taktik für die radikalere Kopf-Ab Methode. Wir müssen dann och noch etwas schmunzeln, denn lustigerweise macht er noch Minuten nach dem Tod durch die Guillotine immer wieder sein kleines Maul auf- und zu. Aber es tut uns jedenfalls unheimlich leid um den Kleinen, vor allem weil es schon Gecko Nr. 2 ist, den wir auf dem Gewissen haben (und es wird nicht der letzte bleiben)..
Wir geniessen die Ruhe und haben so langsam unseren Rhythmus gefunden. Der besteht aus Reisen, einem Ort zu finden, der uns gefällt und dann so lange dort zu bleiben, bis es uns woanders hinzieht. Die Freiheit tut uns gut, die Stimmung ist super und wir genießen die Tage zwischen Banana-Porridge, frischem Fisch, dem wunderbaren See und der Natur Sumatras (wer weiss schon, wie lange die Welt mit Putin, Ebola und dem IS-Terror so friedlich bleibt, wie sie einem hier am Lake Toba erscheint).
Im Dorf fällt uns zum ersten Mal auf, dass fast alle indonesischen Jungs Gitarre spielen und aus voller Kehle dazu singen. Jeden Abend sitzen sie gegenüber in der kleinen Kneipe und singen gemeinsam und haben Spass. Ein paar Abende setzen sie sich auf die Veranda unseres Domizils herüber und die ganze Truppe betrinkt sich und singt zu ihrem tatsächlich guten Sound. Obwohl kaum einer von Ihnen ein Smartphone besitzt, vielleicht nie im Leben ein Auto oder eine Rentenversicherung haben wird, wird man von ihrem Lebensglück und ihrer Zufriedenheit nur so angesteckt..
Eine Schrecksekunde gibt es dennoch, als wir nach ein paar Tagen zurück aufs Festland zum Markt und zum Bankomaten fahren wollen. Denn in meinem Rucksack fehlt nicht nur mein Trinksack, sondern auch die darin versteckte zweite Kreditkarte. Leider hilft auch die panikartige Suche nicht, so dass ich bei der DKB anrufen und die Karte sperren lassen muss.. Fingernägelscharrend warte ich gespannt auf die Umsatzanzeige im Onlinebanking, aber glücklicherweise gab es noch keine Abbuchung. Nur die Liste der verlorenen und defekten Sachen wird nun neben Führerschein, Handtuch, Luftmatratze, Stuhl, T-shirt, Becher, Sonnenbrille, Camelbag, meinem heiß geliebten Leatherman nun noch um eine Kreditkarte länger.
Aber nachdem ja nix fehlt, ist die Aufregung nur kurz und wir setzen unseren Besuch zum Markt fort.
Diesmal nehmen wir uns Zeit und beobachten das bunte Treiben der vielen Locals. Die blutverschmierten Fischverkäuferinnen, die die dicken Seefische ausnehmen, die vielen Marktfrauen zwischen ihren Wäsche, Obst und Gemüsebergen und die Männer, die ihre Hühner vor den Augen der Kundschaft schlachten und Federn. Zum Frühstück essen wir erst ein superleckeres Gado-Gado, ein Gemüsemix mit süsser Erdnusssosse für umgerechnet 70 Cent, gebackene Bananen und anderen Leckereien.
Bepackt mit ein paar Kilos Papayas, Mangos und Bananen geht’s zurück auf unsere Insel, wo wir die restlichen Tage verbringen. Der Typ von unserem Dschungeltrek ist super relaxed. Somit müssen wir nichts vorbuchen, sondern sollen uns einfach bei ihm melden, sobald wir ankommen. Die Organisation der Weiterfahrt läuft wie fast immer super einfach, im nächstbesten Hotel buchen wir den Minibus ins Dschungeldorf Bukit Lawang. Das Schiff holt uns morgens direkt von unserem Hotel ab und der Van wartet bereits auf dem Festland auf uns.
Erneut haben wir Glück, denn das Auto ist fast neu und wir haben wie schon auf der Hinfahrt die ganze Rücksitzbank mit mehr als genügend Platz für uns.. So geht’s nun die nächsten 6-7h über die holprigen und kurvigen Strassen in den Dschungel nach Bukit Lawang, in dem wir uns bald für ein paar Tage auf die Suche nach Orang Utans machen.
2 Kommentare
Nici
Leute, das Gecko-beheaded-pic hat mir fast mein Home Office-Frühstück wieder hochgetrieben ***urgksS*** ansonsten goile Bilder, wie immer ein geiler Bericht, Sumatra kommt auf meine wanna-visit-Liste! Viel Spaß auf Java, fetter Knutscha aus dem winterlich-kalten DE
nico
huhu nicöölöö…hihi, ja aber er sieht ja schon irgendwie niedlich aus der kleine, auch ohne kopf oder?
ja merci, wir vier schicken dir n paar warme sonnenstrahlen ausm zug.. 🙂